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Verfasst: 02 Okt 2006, 13:46
von Patrick
Hallo,

das hier:

http://www.drobe.co.uk/riscos/artifact1706.html

haben wahrscheinlich alle hier mittlerweile schon gelesen bzw. am Rande mitbekommen, oder?

Denkt ihr, dabei kommt was nützliches raus? Ich bin da etwas skeptisch. Ich glaube nicht, dass plötzlich jede Menge Programmierer auftauchen, die RISCOS freiwillig weiter-entwickeln. Würde mich natürlich freuen, wenn ich mich täusche .....

Verfasst: 02 Okt 2006, 15:09
von Fls
Tja, ich bin da auch etwas gespaltener Ansicht.
Ich denke es ist erstmal ein Schritt in die richtige Richtung. Es darf nur nicht bei den bis jetzt angekündigten Teilen bleiben die veröffentlicht werden sollen.
Von einigen Teilen (Paint, Draw...) gibt es ja von ROL bereits bessere Versionen mit Bugfixes und mehr Funktionalitäten. Wenn jetzt die Castle Versionen 'mühselig' auf einen ähnlichen Stand gebracht werden wäre das schon eine unnötige Resourcen-Verschwendung.
Auch die vielen Verbesserungen die ROL am RISC OS Kernel vorgenommen hat (Bugfixes, Verschlankung) werden wohl nicht in diesen Source-Code wandern.

Ich denke es ist sehr entscheidend, wie ROL darauf reagiert. Es ist zu befürchten: gar nicht. Das beste wäre, die würden sich in einer vernünftigen Form daran beteiligen und sich nicht stur stellen.

Ich denke aber schon, daß sich einige Programmierer einen Teil von RISC OS herausgreifen und daran Verbesserungen durchführen werden. Es könnte wirklich dazu kommen, daß RISC OS dadurch weiterentwickelt wird oder auf verschiedene Hardware portiert wird.
Lassen wir uns überraschen was passiert.

Verfasst: 02 Okt 2006, 20:38
von Artchi
Ich habe nur die News auf Arcsite.de gelesen, habe nicht die originale Pressemeldung gelesen. Aber was ich gelesen habe, finde ich soweit nicht so prall. Warum? Weil die unwichtigen Teile offen gelegt wurden. Das eigentliche OS, z.B. Kernel, Filesystem, WIMP usw. sind immer noch geschlossen. Was nützt es wenn !Edit jetzt offen ist? Es gibt doch StrongED und Zap? Von Edit, Paint usw. hängt nun wirklich nicht die Zukunft von RISC OS ab?

Gut, es soll ja wohl bald mehr offen gelegt werden. Aber wann? Jeder Tag den RISC OS nicht drastisch weiter entwickelt wird, ist ein Rückschritt.

So wie ich es von drobe.co.uk mitbekommen habe (nur überflogen) handelt es sich um eine Art GPL-Lizenz und eine Kommerz-Lizenz. Hem, also ich bin kein Freund der GPL. Und ich bin nicht der einzige, sonst würden nicht viele gestandene Projekte wie Qt, MySQL, BerkleyDB u.a. ebenfalls eine solche Duallizenz haben. Weil die GPL-Lizenz leider nicht für jeden interessant ist. OK, mit dieser Lizenz hat man noch Kontrolle, was ich gut verstehen kann. Castle will RISC OS nicht loswerden. Aber worauf will ich hinaus? Ich persönlich (!) habe null Anreiz als Entwickler daran zu wirken. Zum Glück bin ich ersetzbar! ;) D.h. es gibt da draussen Leute, die sich mit der GPL anfreunden können oder es sogar schon länger tun. :D Aber wieviel Manpower gibt es eigentlich da draussen, die sich mit RISC OS beschäftigt oder überhaupt interessiert? (ich gehöre nur zur letzteren Gattung)

Ich halte es pers. wenig hilfreich RISC OS erstens nicht unter einer LGPL- oder BSD-Style-Lizenz frei zu geben, und zweitens für einen Fehler es nur Step by Step hinaus zu zögern, obwohl es schon eine seeehr ristriktive Lizenz-Politik ist. Gerade bei dieser GPL/Kommerz-Kombo sollte man mehr Mut erwarten können.

Vielleicht täusche ich mich ja auch (was ja für RISC OS sogar positiv wäre) und wir werden demnächst von RISC OS-Rechnern überschwemmt? ;)

Verfasst: 03 Okt 2006, 13:23
von hubersn
Durch diese Ankündigung ist nun aus meiner Sicht wieder ein Silberstreif am Horizont der RISC OS-Zukunft zu sehen. Denn seien wir ehrlich: seit etwa Ende 2003, nach dem Release des IYONIX und der recht zügigen Weiterentwicklung von RISC OS 5 im ersten Jahr seiner Existenz ist nicht mehr viel passiert, was im Desktop-Bereich von Interesse gewesen wäre.

Das, was jetzt geplant ist, löst IMHO eins der fundamentalen Probleme der RISC OS-Weiterentwicklung seit Mitte der Neunziger - die Tatsache, dass alle non-Desktop-Bereiche den Entwicklungsfocus hatten, und der Desktop-Bereich ein paar Krumen davon abbekommen hat.

Noch sind die Details natürlich nicht ganz klar (z.B. wie ein Release-Zyklus gemacht wird, inwieweit ältere Rechner unterstützt werden können etc.). Aber potenziell ergibt sich natürlich ein gewaltiger Nutzen für alle (verbliebenen) Entwickler. Allzuoft stößt man bei der Entwicklung von Applikationen auf Bugs und Unzulänglichkeiten, die man auf OS-Ebene sehr einfach lösen könnte - jetzt hat man diesen direkten Zugang zur OS-Ebene.

Weiterhin ist es nun möglich, von Entwicklerseite durch Änderungen auf OS-Ebene Produkte erst (vernünftig) möglich zu machen. Ein Beispiel sind die Druckertreiber - wer bisher vernünftiges PostScript für Publishing-Anwendungen erzeugen wollte, musste das selbst tun, weil der PS-Druckertreiber suboptimale Ergebnisse liefert. Und so hat jeder das Rad neu erfunden, egal ob ArtWorks, Publisher, Vantage oder OvationPro - eine Verschwendung von Programmierressourcen, die ihresgleichen sucht.

Für noch wichtiger - zumindest längerfristig - halte ich den "Bastlerfaktor". Durch die offenen Quellen kann jeder mal anfangen, z.B. RISC OS an seine Lieblings-ARM-Hardware anzupassen - seien das PDAs, Subnotebooks oder Entwicklerboards. Und wenns dann läuft, kann man sich erst dann entscheiden, das Projekt kostenlos zur Verfügung zu stellen, oder professionell zu vermarkten. Bisher war sowas undenkbar - Verträge mussten vorher geschlossen werden, lange bevor man Zugriff auf RISC OS bekommen konnte; es war also von vornherein nur ein kommerzielles Projekt denkbar. Oftmals war es sogar notwendig, sich RISC OS vom alleinigen Lizenzinhaber anpassen zu lassen - jetzt kann man auf ganz andere Entwicklerressourcen zugreifen.

Die Lizenzfrage, die in den Diskussionen so hochgekocht wird, halte ich für absolut nachrangig. Auch die Aussage, es handle sich um eine "restriktive Lizenzpolitik" kann ich nicht nachvollziehen. Die "freie" Seite der dualen Lizenz ist nicht signifikant verschieden von der GPL, die kommerzielle Seite wird höchstwahrscheinlich sehr viel preiswerter sein als übliche kommerzielle Lizenzen.

Dass in der ersten Phase nur "sekundäre" Dinge freigegeben werden, ist verständlich aufgrund des internen Lizenzdickicht - da muss man vorsichtig sein, und man kann eben nur einen bestimmten Arbeitsaufwand initial leisten. Trotzdem ist es doch schön zu sehen, dass alles rund um die Druckertreiber schon im ersten Schub freigegeben wird. Da kann einiges getan werden. Paint, Draw und Edit halte ich für nicht kriegsentscheidend, da habe ich schon nicht verstanden, warum RO Ltd. sich da dran gemacht hat, die entscheidend zu verbessern. Schön ist die Freigabe der SharedCLibrary, da hat es in letzter Zeit doch viel Unfug gegeben, der nun hoffentlich ein Ende findet. Große Hoffnungen setze ich auch in den unscheinbar wirkenden Punkt "other modules which are handy for developers". Die Tools und Libs aus der früheren Zeit des "registered developer supports" allein sind Gold wert.