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Verfasst: 04 Feb 2006, 12:39
von Patrick
Es gibt mal wieder ein paar Neuigkeiten von RISCOS Ltd. :

http://www.iconbar.com/50000_shares_Iyonix_Select_and_a_Belated_Happy_Birthday/news688.html

Kurze Zusammenfassung:

- In den letzten 6 Jahren wurden 6400 RISCOS 4.02 ROMs verkauft, 1900 Rechner direkt mit RISCOS 4 ausgeliefert, 500 mal RISCOS Adjust ROMs verkauft sowie 'mehrere tausend' Virtual-Acorn Lizenzen.
- A9 home und Select 4 geplant für ungefähr Mai 2006
- Danach Select für Iyonix häppchenweise
- 50000 neue Aktien sollen bereitgestellt werden.


Sehr interessant!

Verfasst: 04 Feb 2006, 17:52
von cms
[quote="Patrick"]- In den letzten 6 Jahren wurden 6400 RISCOS 4.02 ROMs verkauft, 1900 Rechner direkt mit RISCOS 4 ausgeliefert, 500 mal RISCOS Adjust ROMs verkauft sowie 'mehrere tausend' Virtual-Acorn Lizenzen.[/quote]
Bei den Lizenzen ist das so eine Sache. Mit Sicherheit hat MicroDigital noch einige ungenutzte Lizenzen von RISC OS. Bei VirtualAcorn wird es auch so sein, da wohl im Paket verkauft wird.

Die Zahlen kommen aber mit meiner Einschätzung von 10.000 bis maximal 15.000 aktiven RISC OS Benutzern weltweit ganz gut hin.

Wenn man bedenkt, das sagen wir mal 5.000 Risc PCs RISC OS 4 haben, dann sind 112 Iyonix pc mit Select 4 recht wenig und machen entweder klar, daß die meisten Iyonix pc Benutzer kein Select haben wollen oder das es einfach nur sehr wenige Iyonix pc sind. Aber auch 500 Select 3 bzw. Adjust (wenn ich das richtig interpretiere) sind nicht gerade viel. Ich denke es ist kaum zu schaffen Select 4 oder höher in zwei Jahren in 1.000 Desktop Rechner zu packen.


Verfasst: 06 Feb 2006, 13:36
von hubersn
Wenn man zwischen den Zeilen liest, kann man wohl folgendes festhalten:

- Gewisse Hardware war ein absoluter Flop. Kinetic RPCs, RPC, A7000+, RiscStation, Mico und Omega mit zusammen 1900 Verkäufen von RISC OS 4 sind dramatisch wenig.

- Die "ich will ein OS im ROM!"-Fraktion, die sich beharrlich weigert, Softloading für eine gute Idee zu halten, ist relativ klein.

- Softwareentwicklung ist teuer, und wenn der administrative Overhead größer 100% ist, kann man auch mit einer hübschen Summe keine großen Sprünge machen.

- Der derzeitige Level an aktiven RISC OS-Usern macht es völlig unmöglich, ohne massive Quersubventionen aus dem Nicht-Desktop-Markt einen Rechner der nächsten Generation zu entwickeln (wenn man mal außer acht lässt, dass es noch keinen Prozessor gibt, der eine solche "nächste Generation" möglich machen würde). Da Castle scheinbar genau dieser Markt abhanden gekommen ist (siehe Tematic-Flop), ist wohl anzunehmen, dass der IYONIX der letzte RISC OS-Desktoprechner seiner Art war.

- Der "Market-Split" zwischen RO Ltd. und Castle ist inzwischen stark RISC OS-existenzgefährdend.

- Der Emulator-Markt ist lange nicht so groß wie ihn einige geredet haben, besonders was Neukunden und Rückkehrer angeht.

Steffen

Verfasst: 06 Feb 2006, 16:06
von cms
[quote="hubersn"]- Gewisse Hardware war ein absoluter Flop. Kinetic RPCs, RPC, A7000+, RiscStation, Mico und Omega mit zusammen 1900 Verkäufen von RISC OS 4 sind dramatisch wenig.[/quote]
Hat zwar nichts mit RISCOS Ltd. oder RISC OS 4.x zu tuen, aber leider muß man das auch für den Iyonix pc sagen.

[quote="hubersn"]- Die "ich will ein OS im ROM!"-Fraktion, die sich beharrlich weigert, Softloading für eine gute Idee zu halten, ist relativ klein.[/quote]
Es ist noch nicht so lange her, daß man Select/Adjust ohne ROM [i]und[/i] ohne Abo kaufen kann. Also blieb einigen nichts anderes übrig, als zum ROM zu greifen um ihren Risc PC auf den Stand zu bringen. Man darf aber auch nicht übersehen, daß nicht wenige noch mit 3.7 fahren. Auch wenn das mit dem ROM schon etwas hat, so ist es eignetlich egal wo nun RISC OS haust, ob im ROM, auf Festplatte oder im Flash-ROM. Hat seine Vor- und Nachteile, aber bei der eigentlichen Benutzung wird man den Unterschied nicht merken.

[quote="hubersn"]- Der "Market-Split" zwischen RO Ltd. und Castle ist inzwischen stark RISC OS-existenzgefährdend.[/quote]
Eine Zusammenführung könnte die Resourcen zusammenführen um doppelte Entwicklungen zu vermeiden, aber das sehe ich nicht kommen. Ein Open Source RISC OS ist warscheinlich auch keine Lösung und sicherlich momentan weder von Castle noch von RISCOS Ltd. gewünscht.


Verfasst: 10 Feb 2006, 20:06
von HöMi
Wenn ich die ganzen Zahlen rund um den RISC OS-Bereich so sehe, muss ich völlig irritiert die Stirn runzeln.

Das Ganze kann sich doch vorne und hinten nicht rechnen. Hat einer soviel Geld und Liebe, dass er das ständig subventioniert. Das kann doch nur ein Milliardär sein, der nicht weiß, wohin mit seinen Zinsen.

Meines Erachtens sieht das so aus, als ob die RISC OS-Flamme jedes Jahr ein bißchen kleiner wird. Irgendwann ist sie erloschen. Vielleicht wird das dann noch nicht mal einer merken, weil alle schon auf anderen Systemen heimisch geworden sind.

Ich habe lange daran geglaubt, dass ich mal unter RISC OS mit PDFs jonglieren werde, Videos bearbeite, Fotos verwalte, SAT-TV schaue, im Internet surfe, maile u.a.m. aber das war wohl vergeblich. Das einzige, was ich wirklich noch auf meinem Iyonix mache ist DTP (Ovation Pro) und Bildbearbeitung (mit verschiedenen Programmen). Alles andere erledige ich mittlerweile unter XP. Dabei liegt das nicht nur daran, dass einiges unter RISC OS nicht möglich ist oder komfortabel funktioniert, sondern es macht oft auch keinen Sinn, ständig zwischen den Systemen zu springen.

Ich bin echt gespannt, was in 2006 an wirklich interessanten Neuigkeiten (Soft- und Hardware) kommt, denn noch ist meine Flamme noch nicht ganz erloschen.

Gruß

Verfasst: 11 Feb 2006, 11:59
von cms
Es gibt auch eine Windowsversion von Ovation Pro: http://pilling.users.netlink.co.uk/ovationpro.html


Verfasst: 11 Feb 2006, 17:05
von MarioHeide
@HöMi

Ich kann Dich da gut verstehen. Als Quereinsteiger in Sachen ROS habe ich mich anfangs auch von den vielen kleinen (fast fanatischen) meist englischen Homepages blenden lassen. Mittlerweile nutze ich den Risc PC nur noch für kleinere Textdokumente und für einen schnellen SSH-Zugriff auf meinen Linux-Server (per Putty), da er einfach schnell bootet und einfach zu bedienen ist. Allerdings hatte ich mir Anfangs auch etwas mehr in Richung Internet und Multimedia erhofft. Wenn ich den Risc PC schon mal eingeschaltet habe, schaue ich mir ein paar Standard-Seiten mit Netsurf an. Da es aber schon schnell zu Abstützen und Darstellungsproblemen abseits der mir als stabil bekannten Seiten kommt, wird er dann doch wieder schnell ausgestellt.

Impression Style reicht für einfache Dokumente zwar aus, aber ich hatte vor wenigen Tagen wieder mal ein negatives Erlebnis. Nach einem Wasserschaden durch ein eingefrorenes Heizungsrohr, musste ich kurzfristig eine Schadensmeldung an die Versicherung machen. Diese wollte vorzugweise alles beleghaft, oder ein PDF mit Schadensbeschreibung und Bildern per Mail von mir. Damit auf den Bildern auch noch etwas zu erkennen war, habe ich sie etwas größer und detailreicher im Dokument einbinden wollen. Während Impression damit zwar noch zähneknischern, weil fast stehend K.O., zurecht kam, konnte man das Dokument nicht in Richtung PDF bewegen. Schon der Ausdruck als PostScript brachte das System zum Absturz (oder sollte da nach 45 Minuten wirklich noch etwas passieren)?

Ich habe das Dokument dann auf einem anderen System innerhalb von 10 Minuten fertig gemacht (Plain-Text der Schadensbeschreibung hatte ich wenigstens noch vorher gesichert). Auf jeden Fall bin ich da noch ein wenig sauer auf die Geschwindigkeit meines RPC600 mit immerhin 128MB RAM.

Prinzipiell interessiere ich mich für den kleinen blauen Kasten ;-). Aber lt. Datenblatt ist die Geschwindigkeit auch nicht zeitgemäß. Das simple Abspielen eines MPEGs oder DIVX sollte heute von jeden System realisiert werden können. Mal sehen, ob die kleine Kiste für solche Sachen in der Lage ist!

Weiterhin sehe ich einen Schwerpunkt in der heutigen Verwendung eines PCs in Richtung Internet. Meines Erachtens sollten die Risc-Hardwarehersteller, auch wenn es auf den ersten Blick sinnlos oder dumm erscheint, die Entwicklung eines Browsers unterstützen. Wenn ich die Entwicklung des Firefox-Ports sehe, die unter RiscOS fast ausschließlich von einer Person durchgeführt wird, kann eine Unterstützung wirtschaftlich nicht unmöglich sein. Mit einem funktionierenden und performanten Browser hat auch RiscOS noch seine Chancen.

Ich schaue mir also beim Erscheinen des A9Home die kleine Kiste an und entscheide dann über meine persönliche Zukunft mit RiscOS.

Mario

Verfasst: 13 Feb 2006, 20:28
von cms
Wer sich auf ein Exotensystem wie RISC OS einläßt, muß leidensfähig sein.

Ich bin dieses ewige Gejammere leid.

Trotz der heutigen Möglichkeiten bin ich kurz davor in der gleichen Situation wie zwischen 1998 und 1993 zu sein, da kannte ich nur Stefan Fröhlich und die nette Dame von GMA, deren Namen ich vergessen habe und auch nur telephonisch kenne, die auch einen Archimedes in Benutzung hatte. Das war und ist aber kein Grund für mich auf dieses andere System auszuweichen und ich werde weiterhin die Sachen machen, die ich für mich nützlich finde.


Verfasst: 13 Feb 2006, 21:05
von MarioHeide
@cms

Leider habe ich es (wirklich) nicht verstanden, in welcher Situation Du zwischen 93-98 warst. Vielleicht kannst Du es ja noch mal klarstellen.

Ansonsten sind alle User, die sich mit Standard-Systemen (und somit meist Windows) herumschlagen muessen, leidensfaehig.

Niemand wird sich kritisch melden, wenn sein C64 keine PDFs erzeugen kann. Aber meines Erachtens, leider kann ich dies nur aus Anwendersicht beurteilen, werden die Fähigkeiten der Risc-Hardware nicht gut genug umgesetzt. Dass dann etwas Unmut aufkommt, ist bestimmt verständlich. (?)

Mario


Verfasst: 14 Feb 2006, 11:33
von hubersn
[quote="MarioHeide"]@cms
Niemand wird sich kritisch melden, wenn sein C64 keine PDFs erzeugen kann. Aber meines Erachtens, leider kann ich dies nur aus Anwendersicht beurteilen, werden die Fähigkeiten der Risc-Hardware nicht gut genug umgesetzt. Dass dann etwas Unmut aufkommt, ist bestimmt verständlich. (?)[/quote]

Wenn man 12 Jahre alte Hardware mit 14 Jahre alter Software benutzt, soll man sich bitte nicht beschweren. Die Möglichkeit, JPEGs direkt in den PostScript-Datenstrom einzubinden und damit die aufwändige Rasterung zu umgehen (genau daran scheitert Dein Impression Style, und 128MB ist dafür furchtbar wenig), gibt es halt noch nicht so furchtbar lange.

Mit aktueller Software (also max. 6 Jahre alt...) wie Easi/TechWriter, ArtWorks oder Ovation Pro (oder sogar Draw oder eine clevere Kombination aus ArtWorks und Impression) ist Deine Anforderung "auf Risc-Hardware" jedenfalls problemlos zu erschlagen.

Ich stimme allerdings zu, dass wir uns insgesamt in einer starken Abwärtsbewegung befinden - der Hochpunkt war wohl mit dem Erscheinen des StrongARMs erreicht bzw. sogar noch davor, etwa ein Jahr nach Risc PC-Release. Damals war Impression Publisher noch ein Mittelklasse-DTP, Photodesk eine Mittelklasse-Bildverarbeitung, CineWorks ein Mittelklasse-Schnittprogramm, Replay mit MovieFS ein tauglicher Movie-Player, TopModel ein Mittelklasse-3D-Modeller, Sibelius ein Topklasse-Notensatzprogramm und ArtWorks ein Mittelklasse-Grafikprogramm. Sogar CDBurn war kurz nach seinem Erscheinen durchaus mit einem akzeptablen Featureumfang ausgerüstet. Man war jedenfalls auf Augenhöhe mit ähnlich gepricter PC-Software und schnupperte durchaus an der Profiklasse.

Dann begann der Abwärtstrend: die neue Hardware (Phoebe) kam nicht, neue Technologien wurden relativ spät vernünftig umgesetzt (Browser, Java) oder gar nicht (Flash, spätere Java-Versionen, Web-Plugins), es gab zudem keine vernünftig schnellen ARM-Prozessoren mehr (der StrongARM blieb von 1996 bis 2001 (erster XScale) auf dem Performancethron - in dieser Zeit hat sich die PC-Fraktion vom 200 MHz Pentium Pro zum P4 mit 2 GHz).

Heute kann ich prinzipiell mit einem IYONIX nicht mehr machen als mit einem 1994er Risc PC, weil die Software nicht "mitgewachsen" ist, um mit der PC-Software schrittzuhalten. Selbst die wirklich permanent weiterentwickelten Dinge wie ArtWorks und letztens auch Easi/TechWriter wirken gegenüber der preiswerteren PC-Konkurrenz etwas featurearm, und sie leiden natürlich am extremen Performancenachteil der Plattform. Einem IYONIX fehlt es zur PC-Spitze etwa an Faktor 7 in der Integer-Performance, Faktor 10 in der Speicherperformance und wahrscheinlich Faktor 1000 bei der FP- und 3D-Grafikperformance. Das macht ihn für viele Anwendungen schlicht untauglich, und für andere zumindest zäh. Die Entwickler brechen sich einen ab, um die neuen Aufgaben einigermaßen performant zu implementieren und verlieren dabei featuremäßig immer weiter an Boden. Es ist völlig unklar, in welchen Nischen ein RISC OS-Rechner überhaupt noch für Neukäufer ohne RISC OS-Vergangenheit einen Platz finden könnte.

Sorry für den Sermon, ich musste mal Frust ablassen ;-)

Steffen