Programmiersprachen

Moderator: Patrick

psyco_f
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Beitrag von psyco_f »

[quote="Ellminster"]Man, war der sauer danach, gerade so als hätte er diese Sprache selbst erfunden.[/quote]

Jaaa, das Verhalten von VB-Programmierern kommt mir bekannt vor wenn man sie mit kontroversen Diskussionen betreffend der Performance und Handhabung von VB konfrontiert. ;-)

Gibt aber auch ehrliche die zugeben, daß sie halt aus pragmatischen Gründen mit VB Programmieren, zum einen weil sie selber mit irgendeinem anderen BASIC-Dialekt 'damals' angefangen haben und dann halt in die VB-Schiene reingekommen sind und nicht umlernen wollen, zum anderen deswegen 'weils halt alle machen'.

Ich mein, daß sind ja auch durchaus nachvollziehbare plausible Gründe, aber wenn schon dann sollte man das auch ehrlich sagen. Andere wesentliche Vorteile die VB bietet fallen mir ehrlich gesagt auch keine ein.
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Patrick
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Beitrag von Patrick »

[QUOTE="psycho_f"]
Andere wesentliche Vorteile die VB bietet fallen mir ehrlich gesagt auch keine ein.[/QUOTE]
VB ist halt eine relativ gute Idee, die relativ schlecht umgesetzt wurde. Es wurde hier geflickt, es wurde dort genäht, es gibt ohne Ende Dinge, über die man sich aufregen könnte , und man hat oft das Gefühl, dass der Rechner doch irgendwie schneller sein müsste, als er das gerade ist.

hubersn
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Beitrag von hubersn »

Noch ein paar Anmerkungen von mir, da ich mich doch in Sachen Programmiersprachen und Softwareentwicklung für einigermaßen kompetent halte...

1.) Obwohl ich bestimmt kein Freund von Microsoft bin, kann ich in das Konzert der VB-Basher nicht einsteigen. Es ist zwar richtig, dass VB sehr stark "gewachsen" ist und daher existierende Programme sowie neue Programme von Nixblickern teilweise abenteuerlich strukturiert sind.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass VB alle Sprachkonstrukte enthält, die für moderne Softwareentwicklung notwendig sind. In der Hand eines fähigen Entwicklers können in VB sehr schöne Designs entstehen mit wunderbar les- und wartbarem Code.

Bei uns in der Firma wird ab und an VB gerne eingesetzt, wenn ein Kunde z.B. Software mit grafischer Oberfläche für nur-Windows-Anwendungen will.

2.) Die teilweise geäußerte Abneigung gegen OO kann ich in keinster Weise nachvollziehen. Jeder, der mal an der Entwicklung und vor allem Wartung größerer Projekte mitgearbeitet hat (derzeit arbeite ich mit an einem Multi-Million-Lines-of-code-Projekt), weiß die zentrale Errungenschaft der objektbasierten Programmierung zu schätzen: Die Möglichkeit zur Kapselung von Objekten in Form von abstrakten Datentypen.

Vererbung als OO-Konzept ist m.E. stark überbewertet, da es weit weniger wichtig als die Kapselung der Objekte ist. Nichtsdestotrotz ist es aber ein wertvolles Konzept, das einem viel Arbeit ersparen kann.

3.) Auch Java wird m.E. viel zu oft verdammt. Wir arbeiten hier in Kundenumfeldern, wo die Rechnerstruktur höchst inhomogen ist. Der eine setzt auf Großrechner mit intelligenten Terminals, der nächste verfolgt ein NC-Konzept, der dritte zwar auch, aber nicht ausschließlich, weil diverse Aufgaben der Mitarbeiter Fat Clients benötigen. Einer setzt ganz auf Linux, der zweite hat reine X-Terminals rumstehen, der nächste ausschließlich Windows, und dann kommt noch einer der alles hat. Irgendwann kommt dann einer auf die Idee, man müsse doch wieder die Aufgaben etwas zentraler abwickeln und nur noch Browser-basiert arbeiten.

Für all diese Problemfelder gibt es derzeit nur eine Antwort: Software in Java. Hier kann man mit einer einzigen Codebasis alle Anforderungen abdecken.

4.) Die einzige universelle alleinseligmachende Programmiersprache gibt es nicht und kann es nicht geben, dazu sind die Anforderungsprofile an die Software schlicht zu unterschiedlich. Ada war mal der Versuch, so eine Programmiersprache zu schaffen. Man ist aus verschiedensten Gründen gescheitert.

Steffen
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Patrick
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Beitrag von Patrick »

Zu Steffen's Punkt 1:
VB muss man auf jeden Fall zu Gute halten, dass in der Windows-Welt ein sehr mächtiges Werkzeug ist, u.A. auch weil es als Skript-Sprache in die ganzen MS-Office Produkte integriert ist. Damit lassen sich wahrscheinlich schon 80% (völlig aus der Luft gegriffene Zahl!) der 'normalen' Kunden-Anforderungen erfüllen, deswegen wundert mich die hohe Verbreitung von VB gar nicht so sehr.
Mit den Macken lernt man umzugehen, wie bei jeder anderen Programmiersprache auch.

Ellminster
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Beitrag von Ellminster »

[quote="hubersn"]Es ist zwar richtig, dass VB sehr stark "gewachsen" ist und daher existierende Programme sowie neue Programme von Nixblickern teilweise abenteuerlich strukturiert sind.[/quote]
Solch ein "Nixblicker" in punkto VB bin ich! Kein Zweifel!!! :)
Aber wenn ich in VB ein Basis-Form-Objekt eröffnete, dieses dann OHNE zusätzlichen Quelltext compiliert abspeicherte, dann hatte ich bereits eine lauffähige .exe-Datei erzeugt, die 64kB auf der Festplatte verbrauchte (bei 4k clustern!).
1. Warum war dieses (UN)DING lauffähig???
2. Ein Hauch von Nichts sprengt bereits die komplette Speicherkapazität eines alten C64er (nur als Vergleich!) ohne zu irgendetwas fähig zu sein?

Um ganz ehrlich zu sein, entspricht dies nicht gerade den guten Tugenden alt erfahrener Programmierer, möglichst kleine Quelltexte zu erzeugen bei maximaler Funktions-Ausbeute und optimaler Bedienbarkeit (Stichwort: selbsterklärende Bedienoberflächen). Mein Gott, wir haben damals doch schließlich wirklich sehr hart daran (und an uns selbst) gearbeitet, um diese Perfektion als Programmierer zu erreichen. Warum sollen wir das nun wieder aufgeben? Ich zumindest bin dazu nicht mehr im Stande. Ich beneide Euch, die Ihr es könnt... ;)

[quote="hubersn"]Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass VB alle Sprachkonstrukte enthält, die für moderne Softwareentwicklung notwendig sind.[/quote]
Das bezweifle ich nicht, aber die Handbücher über VB, die ich sah (min. 30 verschiedene im Regal der Buchhandlung), sind das absolute Chaos. Ich habe mehrer Monate intensiv in einem davon geforscht und konnte am Ende lediglich drei lächerlich kleine Problemchen damit lösen. Solch einen Aufwand betrachte ich als sinnlose Zeitverschwendung, worauf hin ich mich sofort wieder anderen Sprachen zuwandte... ;)

@alle: Und, bitte, dies ist lediglich MEINE Reaktion gewesen! Nicht, daß wieder irgend jemand denkt, daß ich der Meinung sei, daß jetzt jeder Andere auch so denken und entscheiden müsse. ;)

[quote="hubersn"]In der Hand eines fähigen Entwicklers können in VB sehr schöne Designs entstehen mit wunderbar les- und wartbarem Code.[/quote]
Diese Aussage trifft, glaube ich, auf so ziemlich alle Sprachen zu, Du Diplomat! ;)

[quote="hubersn"]Jeder, der mal an der Entwicklung und vor allem Wartung größerer Projekte mitgearbeitet hat (derzeit arbeite ich mit an einem Multi-Million-Lines-of-code-Projekt), weiß die zentrale Errungenschaft der objektbasierten Programmierung zu schätzen.[/quote]
Nicht Jeder!!! Ich nicht!!! ;)
Alles nur reine Definitionssache, m.E.!
Man kann Subroutinen differenzieren von Modulen oder Treibern, jedoch stellen sie für den Computer keinen allzu großen Unterschied dar. Dies sind rein theoretische Gedankenmodelle, die dem Entwickler helfen sollen, den Anwendungsbereich eines Programmes einzukreisen. Aber im Grunde sind alles nur Programmzeilen mit unterschiedlichen Prioritäten... ;)
Nun, vor vielen Jahren (ich hackte noch auf dem C64er) kam mir die Idee, ein Programm zu schreiben, daß Daten in einem bestimmten Format versenden und empfangen könne (im Grunde ja sowas ähnliches wie ein Terminal-Programm). Lachen war die Reaktion meiner Umwelt...
Dann kam ich auf die Idee, man könne ja auch auf anderen Computern mit anderen Programmiersprachen (oder auch den Gleichen, wenn möglich) ein gleichwertiges Programm schreiben, das im Stande wäre diese Daten zu empfangen und auch zu versenden (im Grunde ja bereits sowas wie Plattform-Unabhängigkeit). Lachen war die Reaktion meiner Umwelt...
Dann kam ich auf die Idee, die Daten per Schlüssel zu chiffrieren (im Grunde ein früher Ansatz zur PGP-Verschlüsselung). Lachen war die Reaktion meiner Umwelt...

Nun, wer kann es mir da verübeln, daß ich bei heutigen Lösungen, die mit schnelleren Maschinen erstaunlicherweise langsamere Ergebnisse erzielen und größere Sicherheitslücken erzeugen, derjenige bin, der laut lacht... ;)

[quote="hubersn"]4.) Die einzige universelle alleinseligmachende Programmiersprache gibt es nicht und kann es nicht geben, dazu sind die Anforderungsprofile an die Software schlicht zu unterschiedlich.[/quote]
Dabei muß eine Programmiersprache doch nur den Anspruch "allzweck" erfüllen und schon sollte sie im Stande sein, die Maschine direkt zu programmieren. Heute geht die Entwicklung m.E. viel zu sehr in Richtung Plattform-Unabhängigkeit, was aber IMHO zu dem Effekt führt, daß die Hardware mittels Software-Umdefinierereien (Stichworte: Treiber, VM-Ware, etc.) gefordert ist, diese Entwicklung auszuhalten, d.h. sie muß schnell genug sein und ausreichend Speicher mit sich bringen.
Die direkte Programmierung der Maschine brachte oftmals zwar Nachteile in der Kompatibilität, aber dennoch zeigen sogar heute noch wirklich fähige Programmierer, was sie noch alles aus alten 8-Bittern heraus kitzeln können. Sogar heute noch stinken viele moderne Rechner und Programme gegen diese Meisterleistungen ab. Im Grunde sind dies die waren Genies unserer Zeit... ;)

Das wollte ich hier an dieser Stelle auch mal gesagt haben, denn es geht hier ja um Programmiersprachen.

Oh, by the way, da fällt mir direkt eine Frage ein: "Wird der RPC unter RISC OS nicht auch zu sehr in die Kniee gehen, wenn er mit OO-Sprachen belästigt wird? Ich kann mir gut vorstellen, daß unter RISC OS keine Compilate schneller rennen als solche, die von RISC BASIC Programmen mit gelegentlichen Assembler-Routinen erstellt wurden (oder besser gleich komplett in Assembler geschriebene Programme).
Da aber Assembler nicht Jedermanns Sache ist (meine auch nicht), bleibt ja nur RISC BASIC als Vergleich. Wären Programme z.B. in C++ geschrieben nicht langsamer als solche, die in RISC BASIC geschreiben wurden? Auch sollte BASIC mit weit weniger Bibliotheken (!) auskommen als C++, oder?
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Patrick
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Beitrag von Patrick »

[QUOTE="Ellminster"]
Dann kam ich auf die Idee, man könne ja auch auf anderen Computern mit anderen Programmiersprachen (oder auch den Gleichen, wenn möglich) ein gleichwertiges Programm schreiben, das im Stande wäre diese Daten zu empfangen und auch zu versenden (im Grunde ja bereits sowas wie Plattform-Unabhängigkeit). Lachen war die Reaktion meiner Umwelt...
Dann kam ich auf die Idee, die Daten per Schlüssel zu chiffrieren (im Grunde ein früher Ansatz zur PGP-Verschlüsselung). Lachen war die Reaktion meiner Umwelt...
[/QUOTE]

Mhh, meinst du nicht, sie könnten deswegen gelacht haben, weil es das damals alles schon gab? (ok, DAS PGP kam erst anfang der 90'er .... aber es gibt ja schon seit den 70'er Jahren RSA ....)
Ellminster
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Beitrag von Ellminster »

[quote="Patrick"]Mhh, meinst du nicht, sie könnten deswegen gelacht haben, weil es das damals alles schon gab? (ok, DAS PGP kam erst anfang der 90'er .... aber es gibt ja schon seit den 70'er Jahren RSA ....)[/quote]
Hm, und was tatest Du gerade so zu diesem Zeitpunkt auf elektronen Rechnern? ;)
Du scheinst meine Aussage überlesen zu haben, daß diese Produkte sogar heute noch nicht richtig funzen. Warum also sollte ich glauben, daß die Lacher von damals berechtigt waren? Ich denke nach-wie-vor eher, daß mein Lachen heute wesentlich berechtigter ist, denn immerhin kam ich bereits vor über 15 Jahren mit Lösungen, die die Fachwelt von heute immer noch nicht vollbracht hat...*hehehe*...uups, das Lachen war jetzt gehässig von mir, SORRY!!! :)
Ich sage nur eins dazu: "Sie hatten ihre Chance! Jetzt arbeite ich nur noch für mich selbst!" ;)

Nun, es gab Netzwerke sogar schon lange vor 1970 (sogar schon vor MEINER Geburt!). Ich habe mal danach recherchiert, da ich ein Buch über Netzwerktechnik anfing zu schreiben, das gleich auch einige Fehlentwicklungen aufdecken sollte (leider wurde das Thema zu umfangreich und die Zeit zu knapp, dieses Buch noch zu beenden). Trotzdem diene ich gerne als Quellennachweis, denn schließlich war ich zum Teil ja auch Zeitzeuge... ;)

Oh, Patrick, ich weiß...Du wirst mich bestimmt nicht als Quelle sehen wollen...das haben Deine ständigen Angriffe gegen mich hier deutlich gezeigt. Aber es ist Dein gutes Recht, Deine Meinung zu äußern, und sei sie noch so anders als die Meine... ;)

Es ist mir klar, daß Du lieber den Worten eines Professors glaubst oder den geschriebenen Worten in einem Fachbuch, als den Worten eines erfahrenen Programmierers. Und, bitte, ich halte über 20 Jahre Programmiererfahrung durchaus für wertvoll. Auch wenn Du dies oft bezweifeln magst, aber genau so lange betreibe ich dies schon. Aus diesem Grund denke ich auch, daß ich das Recht habe, wie jeder Andere hier auch, meine Meinungen und Erfahrungen hier kund zu tun. Auch dann, wenn sie nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen... ;)

Ich, für meinen Teil, liebe die Konversation, also tut Euch keinen Zwang an und kackt mich ruhig weiter an!!! :) :) :)
Okay, bitte nicht wörtlich nehmen, sonst wird der Geruch unerträglich...*LOL* ;)
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