Nachhaltig und regenerativ

hubersn
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Beitrag von hubersn »

HöMi hat geschrieben:Ich bin erstaunt wie unterschiedlich und scheinbar doch fundiert die Informationen hier vorliegen. Dabei sind die Extreme irre, wie z.B. die Sache mit den noch vorhandenen Uran-Vorkommen, die laut Steffen noch für 10.000 Jahre reichen und laut meinen letzten Infos noch für knapp 60 Jahre. Mir ist vollkommen schleierhaft, wie derartig abweichende Infos zustande kommen.
Beide Infos sind korrekt, je nach den gesetzten Rahmenbedingungen - die Kunst ist, bei den genannten Zahlen sich über die jeweiligen (oft willkürlich gewählten) Rahmenbedingungen im Klaren zu sein.

Den "60 Jahren" liegen folgende Bedingungen zugrunde:
- direkte Endlagerung, keine Wiederaufarbeitung
- maximaler Uranpreis 100 US$/lb
- keine Nutzung der Brüter- oder Konverter-Technologie
- gleichbleibender Verbrauch

Den "10000 Jahren" liegen folgende Bedingungen zugrunde:
- Wiederaufarbeitung
- maximaler Uranpreis 200 US$/lb
- Nutzung der Brütertechnologie
- verdoppelter Verbrauch

Fügt man diesen Rahmenbedingungen noch "Thoriumnutzung" und "max. Uranpreis 300 US$/lb" (das erlaubt vermutlich die Gewinnung von Uran aus Meerwasser) hinzu, dann verlässt man zwar den Boden heute eingesetzter Technologie, verlängert die Vorräte aber auf jenseits der 100000 Jahre.

Mit anderen Worten: Uranknappheit ist kein Thema.

Steffen
Olaf
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Beitrag von Olaf »

Ganz allgemein mal dazu:

Was hier als ideal zur Energieeinsparung gesagt wurde, nämlich Niedrigenergie- (oder gar Passiv-) Haus und auch ein schöner neuer Prius - ist doch alles nur etwas für Leute, die sich das leisten können! Bei uns hat es eben nur für ein Haus für um die 140TEUR gereicht und nicht für eins für 'ne halbe Million. Und unsere mittlerweile 16 bzw. 17 Jahre alten Autos müssen auch noch 10 Jahre (mind.) halten, auch wenn sie um die 10-12l/100km verbrauchen - wenn sie nur ca. 6000km im Jahr bewegt werden ... Oder sollte man sich doch lieber zwei niegelnagelneue Fahrzeuge kaufen - und die alten in Zahlung geben? Dann könnten die alten Karren wenigsten die nächsten zwanzig Jahre besser irgendwo in Afrika die Luft verpesten und wir machen hier mit den neuen noch zusätzlich etwas Gestank ... Was ist da an einem Neuwagenkauf, der (fast) immer den Weitergebrauch des "alten Stinkers" irgendwo auf der Welt nach sich zieht, ökologisch? Oder hat hier schon jemand dabei zugesehen, wie sein Altfahrzeug in der Presse zu einem schönen kleinen Würfel wurde?

Möchte aber auch noch ein bißchen zitieren und kommentieren:
hubersn hat geschrieben: Was KKWs angeht: Endlagerkosten sind im Strompreis bereits enthalten,
Stimmt, die Kosten sind im Strompreis enthalten: Der Staat (Hm, das sind ja wir ...) zahlt für Forschung, Entwicklung usw. und die Stromerzeuger schlagen dann natürlich gleich wieder ordentlich was auf den Strompreis drauf, weil die ja so hohe Kosten haben ...

hubersn hat geschrieben:Kosten durch Atomunfälle sind in der westlichen Welt noch nicht angefallen.
Stimmt auch: Die radioaktive Wolke von Tschernobyl wurde an der Grenze zum Westen wegen Versuchs der Republikflucht erschossen ... Glaubst Du denn wirklich, daß hier in Deutschland nicht auch mal irgendwann ein AKW einen großen Störfall haben wird? Sind dann die Kosten auch schon im Strompreis inbegriffen? Und in Frankreich hat es auch bestimmt noch nie irgendwelche Probleme mit den AKWs gegeben ... Außerdem gibt es 100%ig keine vermehrten Krebserkrankungen in Nähe von AKWs ...

Als Kind habe ich auch noch irgendwie geglaubt, daß Kernenergie das beste, weil sauberste, wäre, doch wenn man sich mal überlegt, was im Falle eines Falles wirklich passieren würde ...

Na ja, jeder glaubt und macht wohl das, was er für richtig hält ...
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Mungomango
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Beitrag von Mungomango »

Nun, daß die Diskussion sich in diese Richtung entwickelt, ist natürlich klar. Wir sind in Deutschland, darum muß das so sein.

Wir hätten es auch wie etwa 98 % der anderen Leute machen können. Also sich als Haus statt einem klassischen Gebäude mit Satteldach einen modernen (und in meinen Augen scheußlichen) Kubus aus blankem Beton (der ja sooo gut isoliert), aus Glas (dessen umschlossene Innenräume im Sommer sich aufheizen) und Stahl (der Temperaturen sehr gut leitet) hinklotzen können. Natürlich mit energiefressender Klimaanlage, weil das durch das viele Glas notwenig ist, wenn man im Sommer nicht auf 40 Grad Raumtemperatur steht.

Draußen hätte statt ein Stück wilder Natur mit Wiese und über 150 eingesetzten Büschen und Bäumen natürlich ein gigantischer Pool, umrahmt von Kies und exotischen Pflanzen, hingehört. Die Dinger sind ja für ihre ökologische Betriebsweise bekannt und fressen ja kaum Energie o.O

Und in die Garage gehört natürlich kein Prius (Reisschüssel? Pfui!), sondern eine "Edellimousine" aus deutscher Produktion. Ein Porsche Cayenne wäre doch was. Der braucht ja bloß 25 Liter/100 km. Es soll schließlich nicht das kleinste Modell sein, weil man ja auch gerne mal über die Autobahn schmirgelt. Daß dabei 60 Liter/100 km durchrauschen ist doch sowieso egal.

Man kann jedes Auto immer wieder zusammenflicken, sodaß man es 40 Jahre und länger fahren kann. So wie auf Kuba. Macht das Sinn? Irgendwann muß man alte Technologien eben gegen neue Technologien austauschen. Und beim Auto ist die Zeit überreif, was auch auf die Energiewirtschaft zutrifft.

Aber, wie gesagt, wir sind in Deutschland, dem Debattenland. Es wird alles kaputtdebattiert. Das ist auch der Grund, warum Schlüsseltechnologien mittlerweile meist aus dem Ausland kommen. Eben auch beim Auto (womit die Deutschen erst recht ein dickes Problem haben).

Wie man's macht ist egal, es gibt immer was auszusetzen. Es werden immer nur die negativen Seiten gesehen. Daß sowas natürlich Geld kostet, wir es konventionell deutlich billiger und bequemer haben könnten, ist erst mal egal. Wir können was für die Zukunft tun, wir haben was getan und werden auch weiterhin was dafür tun.
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.
HöMi
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Beitrag von HöMi »

Olaf, ich gehe davon aus, dass auch ein Haus für 140TEUR sehr sparsam mit Energie umgehen kann. Vermutlich gibt es heutzutage sogar auch Passivhäuser in dieser Preisklasse.

Und zum Thema Auto:
Wenn ich mir ein neues Auto kaufe stellt sich in der Tat die Frage, wer nun meine alte "Dreckschleuder" weiter fährt. Vielleicht ist das gar nicht der Afrikaner oder Pole, sondern der nicht ganz so gut betuchte Rentner nebenan, dem mein gut geflegtes Auto noch gute Dienste leistet und bei der geringen Fahrleistung des Rentners auch gar nicht so viel Dreck in die Umwelt bläst wie bei mir.

Gruß
HöMi
MfG HöMi
HöMi
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Beitrag von HöMi »

Das mit dem Debattieren ist in der Tat manchmal ein Problem Mungomango. Manchmal belebt es eine Diskussion bzw. ein Thema und machmal lähmt es selbiges. Ein Bekannter erwähnte in solchen Situationen immer, dass es an dem gefährlich angelesenem Halbwissen jener liegt, dass wir nicht voran kommen. Da ist sicherlich eine ganze Menge dran. Ich selber argumentiere überwiegend auch mit Halbwissen, da mir mehr teilweise einfach nicht zur Verfügung steht. Auf irgendeine Quelle muss man schließlich bauen und wie wir hier ja ganz gut gesehen haben, sind die Quellen teilweise irrsinnig unterschiedlich.
Trotz allem fand ich viele der hier gemachten Anregungen ganz interessant.
MfG HöMi
hubersn
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Beitrag von hubersn »

Lars,

noch ein paar Anmerkungen rund um die diskutierten Themen. Das, was ich geschrieben habe, war kein Vorschlag "aber so müsste man es doch machen!", sondern Bemerkungen, was jemand eigentlich machen müsste, wenn er sich zurecht als ökologisch superbewusster Mensch fühlen will. Das ist nicht meine Welt - ich bin ein freiheitsliebender Mensch, kein Anhänger einer Ökodiktatur.

Haus: Euer Haus sorgt also dafür, dass der Ex-Flugplatz nicht anständig renaturiert werden kann. Dass ihr viel Platz für ein Fotoatelier braucht, ist Privatvergnügen - es gibt genügend Berufe, die kleinere Flächen benötigen. Dass sich die Natur auch in einer von Euch gestalteten Kulturlandschaft wohl fühlt, kann kein Argument für Euren Eingriff in die Natur sein.

Warum Du darauf abhebst, dass Ihr mit zwei vermieteten Wohnungen Gewinn macht, verstehe ich nicht. Wen interessierts? Ich werfe niemandem vor, Gewinn machen zu wollen oder die Altersvorsorge sichern zu wollen. Nur ist ein solches Verhalten halt nicht zwingend ökologisch gutzuheißen.

Ökostrom: ich habe mich bisher hauptsächlich mit dem Angebot von Greenpeace Energy beschäftigt. Die bauen auf Wasserkraft aus Österreich und Gaskraftwerke, dazu ein bisserl Wind und sehr wenig PV. Wie ich sagte: es skaliert nicht. Ob denen nun die Kraftwerke gehören oder sie den Strom nur dort einkaufen ist völlig irrelevant für diese Erkenntnis. Abgesehen davon ist klar, dass Kernenergie ökologischer ist als Gas, aber für die typischen Ökostromanbieter und deren Kundschaft herrscht in dem Bereich natürlich die totale Denkblockade. Auf welchen Anbieter hast Du Dich bezogen?

Auto: ich beziehe mich auf eigene Erfahrungen und verfügbare technische Daten. Und dort sehe ich, dass der Prius mitnichten der Mittelklasse zuzuordnen ist, vielmehr der Kompaktklasse - er ist jedenfalls deutlich kleiner als z.B. die Kombivarianten von Focus, Astra oder Golf. Als einziger dieser Klasse "begnügt" sich der Prius mit einer lächerlich geringen Zuladung von 325 kg - wie Du dort 5 Personen mit je 20 kg Gepäck unterbringen willst, verstehe ich nicht - 100kg Gepäck, dann bleiben für die vier Nichtfahrer (Fahrer mit 75kg nebst vollem Tank ist ja bekanntlich im Leergewicht inklusive) also je 56kg. Damit kann ich das Auto leider in vielen Situationen nicht nutzen, in dem ich es heute nutze. Z.B. zu unserem wöchentlichen Kinoausflug. Z.B. zu unseren regelmäßigen Radausflügen. Auch beim Leergewicht scheinst Du Gespenster zu sehen - ein deutlich geräumigerer Opel Astra Caravan liegt jedenfalls darunter.

Der Prius ist deshalb "aufwändig" (und deshalb auch signifikant teurer als vergleichbare Modelle) weil er als Vollhybrid ausgelegt ist und daher einen verhältnismäßig kräftigen E-Motor, einen großen und teuren Akku sowie einen relativ schweren Antriebsstrang benötigt (der übrigens auch ein Getriebe beinhaltet - wie kommst Du auf die Idee, ein Prius hätte keins?). Ich halte dieses Konzept erst dann für sinnvoll, wenn die Akkus soweit sind, um Plugin-Konzepte zu realisieren (sprich: rein elektrische Reichweite um die 50km). Bis dahin sind die milden Hybride die sinnvollere Alternative, und sogar konventionelle Fahrzeuge mit entsprechend sinnvollen Sparkonzepten stoßen in dieselben Verbrauchsregionen vor. Vergleich' mal die aktuellen BMW 5er Efficient Dynamics gegen die Lexus Hybridfahrzeuge.

Warum Bluetec ein Schmarrn sein soll, erschließt sich mit auch nicht. Es ist eine Möglichkeit, den Schadstoffausstoß eines Dieselfahrzeugs relativ preisgünstig radikal zu senken. So weit, dass die Abgaswerte weit unter den hochgelobten Toyota-Hybridfahrzeugen liegen. Dabei ist ein Diesel rein konstruktiv etwas weniger aufwändig als Benziner+E-Motor+Akku und auch etwas preiswerter. Was daran nun schlecht sein soll, wird wohl Dein Geheimnis bleiben. Wenn die Elektrifizierung kommt, sind eh alle anderen Konzepte tot, das gilt für den Diesel wie fürs Gasfahrzeug wie für die Hybridtechnik wie für die Brennstoffzelle. Im Moment kenne ich aber nur jede Menge Ankündigungen - meist von Startups - die ich in dieser Form seit etwa 20 Jahren höre. Schau' mer mal, was wird.

Euer Kamin: Du hast von einem offenen Kamin gesprochen. Egal mit was der beheizt wird, zu einem Großteil heizt er zum Kamin raus und nicht den Wohnraum. Ethanol gehört ja nun auch nicht unbedingt zu den energiesparend herstellbaren Heizstoffen. Da wäre eine Erdwärme/Wärmepumpenlösung doch deutlich vorzuziehen. Rein ökologisch betrachtet.

Was das Thema Landwirtschaft und Biolebensmittel angeht solltest Du Dich dringend mal etwas tiefergehend informieren. Das Thema Düngereintrag/Überdüngung/Grundwasserbelastung ist in Deutschland schon lange vom Tisch. Chemieeinsatz findet ebenfalls nur mäßig statt, und oftmals sorgt Pestizideinsatz für gesündere Lebensmittel, weil z.B. Pilzinfektionen verhindert werden und die pflanzeneigenen Giftstoffe zur Fraßfeindabwehr erst gar nicht produziert werden.

Nach der letzten Vergleichsuntersuchung, die ich gelesen habe (Studie der Uni Kiel im Rahmen des COMPASS-Projektes), sieht es für den Ökolandbau nicht besonders gut aus - hauptsächlich aufgrund des höheren Flächenbedarfs, und weil die konventionelle Landwirtschaft eben auch schon gegenüber früher ökologisch arbeitet.

Was genau an dieser Stelle nun Monsanto verloren hat - ich weiss es nicht. Es taucht aber in erschreckend vielen Diskussionen an unpassenden Stellen auf. Übrigens: Monsanto ist nirgendwo Monopolist.

Kernreaktoren: Du solltest dringend Dein Wissen auffrischen. Aktuell erreichen die "alten" KKWs einen Uranabbrand von etwa 2%, welcher sich mit den neu zu bauenden Reaktortypen (AP1000, EPR und Konsorten) auf 3% erhöhen wird. Kugelhaufenreaktoren sind nicht schwer zu regeln, schnelle Brüter hingegen schon (die sind auch aus anderen Gründen in den bisher realisierten Bauformen keine sonderlich gute Idee). Kugelhaufenreaktoren sind die sichersten bisher gebauten Reaktoren, da dort eine Kernschmelze physikalisch ausgeschlossen ist. Leider hat man es ja in Deutschland bei einem Prototypen belassen, der dann im Rahmen der Tschernobyl-Hysterie stillgelegt wurde.

Mich würde interessieren: gesetzt den Fall, man hätte einen Kernreaktor, der inhärent sicher ist, der nur kurzlebige Spaltprodukte produziert, der viel genügsamer mit Kernbrennstoff umgeht und der nebenbei noch Wasserstoff in gewaltigen Mengen herstellen kann, und das alles zu geringen Kosten - wärst Du dann immer noch gegen Kernenergie?

Ebenfalls würde mich interessieren, warum Du die Zukunft so unglaublich pessimistisch siehst. Gerade die von mir prognostizierte weitere Verfügbarkeit "klassischer" Primärenergieträger sichert doch den weiteren weltweiten Wohlstandszuwachs und minimiert die Wahrscheinlichkeit von Verteilungskriegen (wobei ich die eh für extrem unwahrscheinlich halte - Krieg ist viel zu teuer). Bei der Klimafrage gehe ich von max. dem unteren IPCC-Szenario aus, und das bedeutet in erster Linie geringere Heizkosten und mehr Anbaufläche - von "Abgleiten" kann keine Rede sein. Michael scheint da ja auch eher pessimistisch zu sein - keine Ahnung, woher das kommt.
Mungomango
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Beitrag von Mungomango »

Auf die einzelnen Punkte gehe ich jetzt nicht ein, da hat jeder seine eigene Philosophie.

Nur beim Thema Prius liegst Du vollkommen daneben. Das ist keine Philosophie, sondern Fakten. Große Batterie? 38 kg Batterie sind groß? Getriebe? Wo ist ein Getriebe? Meinst Du die Kraftweiche? Das ist kein Getriebe. Nun zum Gewicht. Ein Opel Astra ist leichter? Ich hatte vor dem Prius einen Astra (Astra G) mit Automatik und Klima. Der war schwerer als der Prius. Hast Du auch eine ausstattungsbereinigte Version vom Astra zum Vergleich herangezogen? Also mit Automatik, Klimaautomatik und dem ganzen Mist, den der Prius SOL (mittlere Variante, die wir haben) hat?

Zum Bluetec. Wird es nicht endlich mal Zeit, daß man von dieser miesen Verbrennungstechnologie weggkommt? Es ist doch klar, daß das Auto in der Zukunft elektrisch fährt. Der Übergang dazu ist der Hybrid.

325 kg Zuladung macht vier Personen (je 75 kg) mit jeweils 25 kg Gepäck. Ich habe mich mit den fünf Personen getäuscht.

Gehe mal zum Toyota-Händler und fahre den Prius zur Probe. Das kostet ja nichts. Und lade mal ein. Bemerkenswert, was man da verschwinden lassen kann. Ein Vergleich mit einem Kombi ist ein Thema von Äpfel mit Birnen...

Aber in deutschen Autopostillen wird der Prius mit dem Polo verglichen. Und dann heißt es, daß ein Polo auch nicht mehr Benzin brauche. Ja, ne, is' klar. Die Erklärung, wie die deutschen Autotester beim Prius auf einen Durchschnittsverbrauch von komischerweise immer 6,3 Liter kommen, bleibt man schuldig. Ich bin mit dem Prius jedenfalls noch nie auf 6,3 Liter gekommen, nicht mal in den Dolomiten bei heftigsten Paßfahrten.

Egal - eine Autodiskussion in Deutschland führt sowieso zu nichts, wenn ein japanischer Reiskocher im Spiel ist. Erst recht, wenn die Reisschüssel über Technik verfügt, die für die Deutschen unerreichbar ist.

Einzig Porsche (!) hat ganz klar gesagt, daß man diese Technik absolut verpennt und unterschätzt habe.
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hubersn
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Beitrag von hubersn »

Lars,

der Prius hat ein Planetengetriebe intus mit Leistungsverzweigung. Ohne Getriebe ist es schlicht nicht möglich, mit einem Verbrennungsmotor sinnvolle Geschwindigkeitsbereiche abzudecken.

Du kannst das gerne "Kraftweiche" nennen oder von mir aus auch "Kobold", Tatsache ist aber dass es sich trotzdem um ein Getriebe handelt. Nicht um ein Schaltgetriebe, nicht um ein CVT, nicht um eine Wandlerautomatik und auch nicht um ein Doppelkupplungsgetriebe. Aber um ein Getriebe.

Ja, wie Du den technischen Daten entnehmen kannst, ist ein Astra Caravan leichter. 1300 kg inklusive Klima. Die EasyTronic ergibt kein Mehrgewicht (aber warum sollte man überhaupt ein Automatikgetriebe wollen - effizienztechnisch geht nix über Schaltgetriebe). Der Prius liegt bei 1400 kg.

Bluetec: "miese Verbennungstechnologie"? Bluetec räumt mit dem Schadstoffproblem des Diesels auf. Standarddiesel in Standardautos schlagen schon heute auf Sparsamkeit getrimmte Hybrid-Benziner beim Verbrauch aufgrund des inhärent höheren Wirkungsgrades. Warum soll also eine Weiterentwicklung in diese Richtung schlecht sein? Ich schätze wir brauchen noch mindestens 10 Jahre für die ersten tauglichen Elektroautos, soll in der Zwischenzeit nix mehr weiterentwickelt werden? Oder darfs nur ein Vollhybrid a la Toyota sein weil...ja warum eigentlich?

Ich habe vor dem letzten Autokauf einen Prius probegefahren. Ich war nicht begeistert. Zu teuer, zu lahm, und nicht so supersparsam wie ich erwartet hätte. Um 5 Liter geht auch anders. Der Todesstoß war aber der geringe Nutzwert - Laderaum und Zuladung.

Wenn man sich die technischen Daten der Batterie anschaut, ist der fehlende signifikante Spareffekt ja auch klar. Für Unterstützung auf Überland- oder Autobahnetappen ist die Kapazität viel zu gering, im Stop&Go hilft ein Mild Hybrid genauso gut und schon eine Start-Stopp-Automatik hilft viel.

Lächerlich finde ich, wie die Toyota-Fanboys diese Hybridtechnik als Stein der Weisen feiern ("unerreichbar") und irgendwie besondere Befriedigung daraus ziehen, dass es aus deutschen Landen keine Hybridfahrzeuge gibt. Tatsächlich gab es ja beispielsweise mit dem A2 3L ein Fahrzeug, das signifikant weniger Sprit verbraucht hat als heutzutage der angeblich supersparsame Prius (und weil er sich grausam schlecht verkauft hat, haben die pragmatischen Manager das Dingens eingestellt - das ist den PR-erfahrenen Toyota-Managern beim Prius nicht passiert). Und wenn man mal eine Klasse höher geht stellt man plötzlich fest, dass BMW mit vernünftigen Motoren und einfachen Sparmaßnahmen einen Hybrid-Lexus im Verbrauch locker schlägt.

Den postulierten "Aufholbedarf" der Autohersteller, die nicht Toyota heissen, kann ich jedenfalls nicht erkennen. Höchstens im PR-Bereich - da leidet ja besonders Honda, die trotz ihrer verfügbaren (und preiswerten!) Hybrid-Technik irgendwie untergehen.

Steffen

P.S.: ein Grund für die höheren von den Autozeitschriften ermittelten Praxisverbräuche sind oftmals längere, schnell gefahrene Autobahnetappen (das schmerzt den Prius besonders) und die Rechnung auf Basis von echten Streckenkilometern und nicht dem, was der Auto-Kilometerzähler so zusammenlügt.
Olaf
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Beitrag von Olaf »

Zum Thema Auto:

Es ist nunmal nicht jedem gegeben, sich mit diversen Designs von sog. Öko-Autos abzugeben. Und auch die Fahr- und Nutzleistungen dieser sind nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Vorgesehen sind "Öko-Autos" aber wohl ohnehin eher für den kleinen Stadtverkehr und nicht als Reisemobil - da könnte man ja auch auf die Bahn umsteigen.
Diesel statt Benzin? Pfft, kannste vergessen! Es wird immer der besonders niedrige Verbrauch von Dieseln gelobt, doch der trifft doch eher nur bei den Test-Situitionen zu - wenn Du Deinen Diesel auf der BAB bis zur Bodenplatte trittst, so schleudert der genauso viel Diesel durch wie ein Benziner Benzin! Bei Höchstgeschwindigkeit tun sich die Diesel nämlich nichts mit den Benziners! (Achtung: Prius nur für Stadtverkehr ausgelegt - Diesel auch!) Folglich ist es mir, wenn ich so mal schaue, was da an Dieseln mit Hochgeschwindigkeit über die AB rauscht, doch recht schleierhaft, wie die Leute dann alle auf 'nen Verbrauch von "ich habe ausgerechnet, daß ich nur 4l auf 100km verbrauche, obwohl die Werksangabe doch schon 6l ist" kommen. Der sagenumwobene 200D, tja, der war wirklich ein Sparer (und zog eben keinen Hering von der Roste ...) - aber die Diesel haben heutzutage doch noch wesentlich mehr Gewicht zu schlüren (V.a. wg. Sicherheit - wann kommt der Rundumairbag? Dann könnte ich noch rücksichtsloser fahren ...) und die Leistungen der Motoren fangen wohl in naher Zukunft erst bei 150PS an ... Es gab in einer noch gar nicht lange zurückliegenden Ausgabe der Oldtimer Markt einen Vergleichstest der Verbräuche verschiedener Automodelle von heute mit den Ahnen von vor Jahrzehnten - heraus kam: Die heutigen Modelle mit sogenannten sparsameren Motoren verbrauchten 'ne Ecke mehr als die alten! Somit ist es vom Verbrauch ökologischer, ein altes Auto weiter zu benutzen - und von dem dann gesparten Energieaufwand bei der Herstellung eines Neuwagens sowieso!
Um Fragen vorzubeugen: Wir haben ein 3l-Fahrzeug und ein 5l-Fahrzeug, beide laufen zusammen nicht mehr als (schon hochgegriffen) 6000km/Jahr.

@HöMi
Nein, ein Öko-Haus mit 120qm plus Keller, Garage, Nebengebäude, und das alles auf 675qm Grund, bekommst Du eben nicht für 140TEUR - Du meintest da vielleicht eher nur das Haus mit ohne alles? Es ist schlicht so, wenn man ein stark begrenztes Budget hat, so ist ein (neues) Energiesparhaus oder gar ein Passivhaus nicht drin - wenn denn auch letzteres für uns durchaus eine Überlegung wert gewesen wäre. Man komme mir nicht mit "Eigenleistung" - wenn man kein Handwerker ist, der von allem eine Ahnung hat, dann sollte man davon die Finger lassen! Aber selbst damit wäre es vom Preis her für uns nicht möglich gewesen!
Bei MungoMango war das alles kein Problem: Alle Kosten einfach mal zum Finanzamt schieben ...
Jeder muß eben zusehen, wie er zurecht kommt ...
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Mungomango
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Beitrag von Mungomango »

Der Prius ist eben genau _nicht_ nur für den Stadtbetrieb ausgelegt. Die größte Effizienz erreicht man bei Fahrten über Landstraßen. Da komme ich normalerweise auf etwa 3,8 Liter/100 km bei ganz normal gefahrenen Geschwindigkeiten.

Der Prius hat kein Getriebe, egal wie man es dreht. Wenn man die Funktionsweise und Kraftverteilung (!) kennt, wird das klar. Es wird im Normalfall nur sehr wenig Leistung des Benzinmotors an die Vorderräder abgegeben (nur der Überschuß). Der Löwenanteil geht direkt in die beiden (!) E-Maschinen (MG1 und MG2) und/oder in die Batterie.

Es würde auch keinen Sinn machen, den Benziner als Hauptantrieb zu verwenden, da der Prius einen Verbrennungsmotor nach dem Atkinson-Prinzip hat. Solche Motoren gibt es seit etwa 110 Jahren und sind für den Antrieb eines Autos wegen der sehr bescheidenen Abgabe von Drehmoment nicht geeignet. Atkinson-Motoren eignen sich für den Stationärbetrieb und haben einen deutlich höheren Wirkungsgrad als herkömmliche Verbrenner. Darum ist es beim Prius auch unerheblich, mit dem Verbrenner "sinnvolle Geschwindigkeitsbereiche" abdecken zu müssen.

Beim Prius als Vollhybrid kann man aber einen Atkinson mit all seinen Vorteilen verwenden. Die Nachteile werden von der Hybridtechnik ausgeschaltet. Die Hauptantriebsquelle sind nämlich die beiden E-Maschinen. Es gibt nur einen Fall, in dem der Prius die komplette Leistung aller drei Motoren an die Vorderräder abgiebt. Der sog. "Heretical-Mode". Das macht der Prius dann, wenn man voll auf's Gas latscht.

Vielleicht wird es jetzt klarer, daß der "Kobold" kein Getriebe ist, wie man sich das in einem Auto vorstellt, sondern daß das Ding einfach die Kraft verteilt, also eine Kraftweiche ist.

Wenn man die Beschleunigung im Fahrzeug nicht merkt, heißt das nicht, daß die Kiste lahm sein muß, sondern daß das Auto Komfort hat. Der Prius kann ordentlich loszischen, bloß ist das aufgrund des Antriebs eben anders als bei einem normalen Auto.

Hier ein "Prius driving simulator", der zeigt, wie der Prius funktioniert. Allerdings noch Prius 1, aber recht viel anders ist das beim aktuellen Prius 2 auch nicht. Dafür ist Java nötig.

http://www.wind.sannet.ne.jp/m_matsu/prius/ThsSimu/index_i18n.html

Und hier noch ein Forum für Prius-Fahrer, welches auch interessante Links enthält.

http://www.priusfreunde.de/portal/

Das sind zumindest mal zwei Quellen, die nicht von der deutschen Industrie abhängig sind und entsprechende Infos bereithalten.
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